Umweltsünden

Auf der 3-stündigen Schnellbootfahrt vom Meereshafen Tarakan ins Inselinnere nach Malinau, sowie 2 Inlandflügen nach Berau, bestätigten sich unsere Vorstellungen vom Ausbeuten der rohstoffreichen Insel.

Regenwaldholz

 

Holzwirtschaft ist immer noch sehr lukrativ. Seit 1980 ist die Hälfte des Regenwaldes verschwunden! Jährlich wird 9x die Fläche des Kantons Schwyz (zu 75% illegal) abgeholzt, d.h. 9000km2. Mit der 2. wichtigsten Regenwaldholzinsel Sumatra zusammen, werden täglich umgerechnet 4600 Fussballfelder abgeholzt. Auf den entwaldeten Flächen entstehen Ölpalmenplantagen, Plantagen für die Zellstoff- und Papierindustrie sowie landwirtschaftliche Anbauflächen.

 

Wohin mit den vielen Leuten?

 

Vor allem Java mit einer Bevölkerung von 140 Mio. auf einer Fläche 3x so gross wie die Schweiz, ist Übervölkerung ein grosses Thema. Die Lösung lautet "ganz einfach" Transmigrasi. Indonesien hat riesige Flächen an unbewohntem Land. Zuerst müssen diese Flächen (sprich Regenwald) gerodet oder abgebrannt werden. So entsteht neues Land für Bauern. Die Regierung unterstützt auswanderungswillige Familien mit diesem Land und einem kleinem Startkapital, um sich eine Existenz aufzubauen. Wir versuchten uns in die Lage dieser Menschen zu versetzen, die wirklich im Niemandsland (ohne Strom und Wasser) von Null beginnen müssen.

Einmal mehr realisieren wir, welch Privileg wir haben, in der Schweiz geboren zu sein.


Mit Kohle macht man grosse Kohle

 

Der Energiehunger der Welt muss gedeckt werden. Obwohl Kohlekraftwerke extreme "Dreckschleudern" sind, haben sie immer noch Hochkonjuktur. Kalimantan's Kohlereserven sind einfach abbaubar, da sie nur ein paar Meter unter dem Boden sind, kann alles oberirdisch und grossflächig abgebaut werden. Überall sieht man riesige Schneisen, wo einmal Regenwald war. Täglich verlassen hunderte riesiger Schiffe die Insel Richtung Japan, China und Indien.

Da Deutschland den Atomausstieg beschlossen hat, setzen sie wieder auf Kohlekraftwerke. Fortschritt oder Rückschritt?

Biodiesel – Tanken wir Regenwald?

Seit 10 Jahren wird in Europa Druck gemacht, auf Biodiesel und Ethanol umzusteigen. So wird der Schadstoffausstoss durch Benzin und Diesel reduziert. Gut gemeint, aber ….. was sind die Folgen davon? Da mit unseren Rapsfeldern der Bedarf bei weitem nicht gedeckt werden kann, importiert man billiges Palmöl. Der Bedarf von Palmöl ist dermassen gestiegen, dass vor allem in Malaysia und Indonesien kräftig investiert wird. D.h. Regenwald wird grossflächig abgeholzt, Palmölplantagen werden angelegt, ca. 20 Jahre genutzt, bis die Böden ausgelaugt sind und die Palmen absterben. Indonesien hat in den letzten 20 Jahren Plantagen von einer Fläche 1,5x so gross wie die Schweiz angelegt. Weitere 25‘000km2 (60% der Schweiz) sind geplant. Der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen wird auf diese Weise nicht verringert, sondern nur verlagert: vom Straßenverkehr der Industrieländer in die Wälder Indonesiens.
Mehr dazu unter www.abenteuer-regenwald.de/bedrohungen/biosprit

Palmöl – in 50% der Lebensmittel


Als billiger pflanzlicher Rohstoff ist Palmöl ebenfalls bei der Industrie begehrt und in etwa der Hälfte aller Supermarktprodukte enthalten: In Lebensmitteln wie Margarine, Schokoaufstrichen, Glace, Chräpfli, Fertigsuppen, Tiefkühlpizzen und Schokoriegeln, darüber hinaus in Kerzen, Wasch- und Reinigungsmitteln, in der Kosmetik und Heizkraftwerken.
Mehr dazu unter www.regenwald.org/themen/palmoel/fragen-und-antworten
Aufgrund des zunehmenden öffentlichen Drucks und Problembewusstseins haben einige Firmen verkündet, in Zukunft weitgehend auf Palmöl zu verzichten oder ihre Produktion umzustellen.
Eine Liste mit palmölfreien Produkten findest du hier:
www.umweltblick. de/index.php/branchen/produkte-ohne-palmoel


Für uns als Konsument ist es wahnsinnig schwierig, sich ein Bild zu machen, wie man nachhaltig einkauft. Wir versuchen stetig, kritisch und bewusst zu hinterfragen, was wir wirklich benötigen, wo gibt es Alternativen? Wir hoffen, dass wir dich mit diesem Bericht auch ein wenig sensibilisieren konnten zum Thema Palmöl.

Garnelenzucht auf Kosten von Mangrovenwäldern


Beim Inlandflug Richtung Tarakan und Berau ist uns die Dimension dieser industriellen Zucht von „Scampi’s“ bewusst geworden. Eine weitere Umweltsünde im grossen Stil. Mangrovenwälder, die für das Ökosystem unverzichtbar sind, werden grossflächig abgeholzt, damit es Platz gibt für riesige Fischfarmen. Wie überall in der Massenproduktion von Tieren, wird kräftig Antibiotika gefüttert. Dieses gelangt in natürliche Gewässer und die Meere und beeinflusst auch das dortige Ökosystem. 99% der Garnelen gehen in den Export. Das grosse Geld machen vor allem thailändische Investoren, deren Gebiete zu Hause bereits zerstört sind und keinen Ertrag mehr abwerfen. Somit verlagert man die Produktion in noch gesunde Gebiete. Einmal mehr: Geld kommt vor Umwelt!


überall Abfall - wohin man auch schaut

 

Abfallentsorgung oder -recycling steht in Indonesien noch in den Kinderschuhen. Die Folgen davon sieht man überall. Z.B. in Jakarta fallen täglich 6300 Tonnen Abfall an. Dieser landet zu 80% auf riesigen Abfallhalden. Die übrigen 20% werden irgendwo auf dem Weg dorthin in Bäche gekippt. Somit können die privaten Unternehmen Benzin sparen und mehr verdienen. Während der Regenzeit wird Balis Küste bei Kuta (bekanntester Ferienort) mit Abfall überschwemmt. Dieser wird von den Flüssen aus dem Landesinnern ins Meer gespült, die Brandung bringt das ganze ans Ufer zurück. Der verschmutzte Strand wird täglich von grossen Baggern "gereinigt". Sogar auf den abgelegensten Paradiesinseln (wie Maratua oder Derawan) wird man mit diesem Problem konfrontiert. Momentan habe ich keine Hoffnung auf baldige Besserung. Ein korruptes Land wie Indonesien, blockiert sich selber beim Umsetzen von Lösungen.

 

Geld regiert die Welt!


Erschreckend, auf welche Umweltprobleme wir in Kalimantan gestossen sind. Kalimantan ist dank den vielen Ressourcen (es gibt natürlich noch andere Bodenschätze wie Erdöl, Kupfer, …) eine sehr reiche Region im indonesischen Inselreich geworden. Man sieht es auch an den ganz neuen, sauberen und überdimensionierten Flughäfen, den wachsenden Städten und dem Strassennetz das ständig ausgebaut wird, um neue „Ressourcen“ anzuzapfen.
Die Umweltprobleme dieser Insel sind sicher auf ganz viele andere Regionen der Welt zu übertragen. Einmal mehr geht dies zu Lasten der Natur.