Steinen, 30. August 2015

Herzlicher Empfang und erster Esspresso
Herzlicher Empfang und erster Esspresso

Liebe Familien und Freunde

 

Unglaublich, aber bereits sind 3 Wochen verstrichen, seit ich mich von meiner Familie auf dem Flughafenparkplatz von Edinburgh frühmorgens verabschiedete.

Mit gemischten Gefühlen war es nun so weit, das letzte Stück unserer einmaligen Reise war für mich nur noch sehr kurz.

Die Wartezeit in London Heathrow verbrachte  ich bei einem Guiness und einer Portion Pommes Frites. Wie üblich pampig und langweilig. Die Britische Küche werde ich definitiv nicht vermissen.

In Kloten wurde ich von einer kleinen „Delegation“ sehr herzlich empfangen. Ein wunderbares Gefühl, vertraute Menschen, die man gerne hat, wieder in die Arme zu schliessen.

 

Ganz gespannt war ich, wie das Frauholz nach 13 Monaten Abwesenheit aussieht. Haben wir doch immer wieder Bilder gesehen was da alles gebaut wird. Nicht nur für uns ist viel gelaufen in dieser Zeit, das vertraute Bild unserer Umgebung hat sich ebenfalls stark gewandelt, das heisst meine Familie war, wie erwartet, sehr aktiv.

Die Feuerstelle ist aber immer noch am selben Ort, die Grillbratwürste waren unbeschreiblich fein, so fein, wie wir immer wieder auf unserer Reise davon träumten. Schön, dass solche Kleinigkeiten erhalten bleiben.

Ja, und unser Haus? Ich liebe es. Es steht noch alles, im Zimmer wo unsere privaten Sachen eingelagert waren, mieft es. Die Möbel stehen noch am selben Ort, aber es sieht unwohnlich aus, ohne die Bilder, das Büromaterial und all die Kleinigkeiten, die zuerst ausgepackt werden müssen. Nur noch das Bett anziehen und todmüde hinein fallen. Die Freude war gross, durfte ich wieder Mal ein riesiges Bett für mich alleine haben. Nach 2 Wochen im Camper auf engem Raum, ein wahrer Luxus.


2 Tage später, startete ich bereits meine Arbeit als Hauswart in der Überbauung Husmatt  (www.husmatt-steinen.ch).  Mein Bauchgefühl sagte mir schon lange, dass dies meine Stelle sein könnte. Die Philosophie des ganzen Projektes, die Leute die dahinter stehen, dazu ein Teilzeitpensum das mir wichtig ist und noch im selben Dorf, es stimmt so viel. Den Kompromiss, dass ich für diesen Job früher nach Hause kommen musste, ging ich gerne ein.

 

Immer wieder begegne ich vertrauten und erstaunten Gesichtern. „Was ihr seid schon zurück? Ich dachte ...“

Einige bemitleiden mich, wenn ich sage dass ich nun alleine hier bin. Ganz ehrlich. Ich geniesse es, Zeit nur für mich zu haben und Zeit zu haben um meine neue Arbeitsstelle von 0 aus aufzubauen. Es ist spannend und fordert mich. Ich kann meine Arbeitszeit ziemlich selbstständig einteilen, mal früher oder später erscheinen. Ob ich um 12.00h oder 13.00h Mittag esse, ist egal, einfach so wie es passt. Dies ist ebenfalls ein Privileg.

 

Nebenbei gibt es allerhand zu organisieren. Internetanschluss, Post umleiten, eingelagerte Boxen auspacken und versorgen, wieder Mal gärtnern, Trauben und Zwetschgen ernten und Rasen mähen und natürlich Freunde besuchen und mich verwöhnen lassen. Ich geniesse es, spontan auf Besuch zu gehen.

 

Es gibt jedoch auch Momente, wo ich meine Familie sehr vermisse. Meistens nach dem Skypen, nachdem ich alle gesehen habe, oder wenn ich alleine esse. Dann vermisse ich die Gespräche, die Nähe zu meinen Liebsten, ja sogar Lena’s derzeitige Krisen. Einfach gesagt, es lebt viel weniger. Aber auch diese Momente finde ich wertvoll, man realisiert umso mehr, wie wichtig und zentral es ist, die Familie um sich herum zu haben.

 

Lautsprecherdurchsage auf dem Bahnhof Steinen: „Wir möchten uns entschuldigen, die S-Bahn nach Goldau Abfahrt 11.14h hat 4 Minuten Verspätung.“ Willkommen zurück in der Schweiz, dachte ich schmunzelnd für mich!

Unglaublich, wie hier alles organisiert ist und bis ins letzte Detail funktioniert. Es ist einfach selbstverständlich. Wir leben hier in der Schweiz wirklich in einem Paradies, vor allem wenn man sieht, mit was für „Problemen“ wir uns herumschlagen müssen, im Vergleich dazu, wenn wir nur über die Grenze schauen.

 

Was nehme ich von unserer Reise nach Hause mit? Was probiere ich im Schweizerischen Alltag umzusetzen?

Viele tolle und bereichernde Begegnungen unterwegs; tiefgründige Erfahrungen der vielen Workshops in Bali; das Vertrauen, dass alles kommt wie es muss; mit positiven Gedanken durchs Leben gehen; Freiraum für mich selber behalten und anderen Freiraum zulassen; nur die Ziele verfolgen, zu denen das Herz „JA“ sagt, auch wenn der Kopf „NEIN“ meint.

 

Es freut mich, dass du mit deinem Interesse an unserer Reise teilgenommen hast. Danke und hoffentlich bis bald.

 

Herzliche Grüsse

Herbert